YUAN – QUELLE

Nan Jing, Nachfrage 66*: Über die YuanPunkte der Zwölf Hauptmeridiane undihr Verhältnis zum Dreifachen Erwärmer
„In den Klassikern heißt es: „Der Ausgangspunkt der Lungen ist der Taiyuan (Lu 9), der Ausgangspunkt des Herzens der Daling (Pe 7), der Ausgangspunkt der Leber der Taichong (Le 3), der Ausgangspunkt der Milz der Taibai (Mi 3) und der Ausgangspunkt der Nieren der Taixi (Ni 3). Der Ausgangspunkt des Shaoyin-Meridians ist der Duigu (He 7), der Ausgangspunkt der Gallenblase ist der Qiuxu (Ga 40), und der Ausgangspunkt des Magens ist der Chongyang (Ma 42), der des Dreifachen Erwärmers der Yangchi (3E 4), der der Harnblase der Jinggu (Ha 64), der des Dickdarms der Hegu (Di 4) und der des Dünndarms der Wangu (Dü 4).“ Alle diese zwölf Hauptmeridiane haben den Shu-Punkt3 als ihren Ausgangspunkt4 – warum denn?“
„Die Shu-Punktstellen der Fünf Zang-Organe sind nämlich auch die Punktstellen, wo sich das Qi des Dreifachen Erwärmers hinbegibt und verbleibt.“
Warum nennt man denn die Shu-Punkte „Ausgangsstellen“ (yuan), etwa, weil sie jene Stellen sind, wo das Qi des Dreifachen Erwärmers sich hinbegibt und verbleibt?“
„Der Dreifache Erwärmer stellt  ja einen eigenständigen Passageweg für das Ursprungsqi (yuanqi) dar.“

„ … es sind doch die Meridiane, die den Durchfahrtsweg für den Fluss des Qi und des Blutes darstellen.“ (Nei Jing Ling Shu, Kap. 10
Die Punkte sind Bestandteil des Meridians und der energetische Zustand der Punkte korrespondiert mit dem energetischen Zustands des Meridians.
Der energetische Kreislauf im Meridian beginnt am Jĭng-Punkt. Der Jĭng-Punkt wird auch als Brunnen bezeichnet. Weil da der Anfang ist, wird auch die Bezeichnung Quelle benutzt. Diese Bezeichnung wird aber nicht als Benennung der dynamischen Funktion verwendet, sondern als Ort des Anfangs. Für die Bezeichnung der dynamischen Funktion der Einströmung wird der Shū-Punkt angegeben und als Quelle/Yuán angenommen. Die Meridiane werden aber sowohl von Qi als auch von Blut durchflossen. Der Begriff Blut wird in Anlehnung an die Nähr-/Erhaltungsfunktion verwendet. In der Tat bezieht sich die Erhaltungsfunktion nicht auf die ‚Nährung’ (Yíng Qi营氣) sondern auf eine energetische Erhaltung (Yíng Qì  營氣). In diesem Sinne steuern die Yíng- und Shū-Punkte in Anlehnung zu Luò- und Jīng-Punkte (Ausströmungsstellen für ‚Blut’ und Qi) das Qi und das ‚Blut’. Die Yíng Qì  營氣 Funktion ist similär der neurotrophischen Funktion zu verstehen. Der Shū-Punkt steuert die Einströmung des Yíng Qi im Rahmen einer komplexen Durchströmung aller Yin und Yang Meridiane (Abb. 1).


Abb. 1

Die Einströmung vom Gewebe wird von den Yíng- und Shū-Punkten gesteuert. Die Ausströmung in das Gewebe am Meridianverlauf wird von den Jīng- und Luò-Punkten und die Ausströmung in das Gewebe des ganzen Körpers wird von den Hé- und Xì-Punkten  gesteuert. Die Ausströmung ist immer von der Einströmung abhängig.
Die Steuerung des Qì (Wèi Qì衛氣) wird von den Yíng-, Jīng- und Hé-Punkten und dem Yíng Qì von den Shū-, Luò- und Xì-Punkten durchgefürt. Die Funktion der Gewebe benötigt einen guten Zustand des materiellen Substrats (Xíng形), der von der Erhaltungsfunktion des Yíng Qì gesichert wird. Deswegen ist die Funktion von den Shū-Punkt 輸穴von besonderer Wichtigkeit. Daher die Bezeichnung Quelle der Meridianfunktion. Die Funktion des Shū-Punktes als Quelle bestimmt die Einströmung und anschließend die Ausströmung aller Punkte des Meridians in alle Meridiane sowohl Yang als auch Yin. (Abb. 2).


Abb.2

Die Orientierung der Yang-Meridiane ist in Richtung Materie, Substanz, Gewebe. Da finalisiert der Yang-Meridian seine Tätigkeit. In diesen Fall ist das eigentliche Ziel der Yang-Meridiane das Gewebe, nicht die Tätigkeit der Gewebe. Das ist nicht der Fall bei den Yin Meridianen, da das Ziel die Energie und nicht die Energieerzeugung ist. (Abb. 3)


Abb.3

Die Tätigkeit der Gewebe wird durch die Funktionen der Gewebe verwirklicht. Dafür ist Energie notwendig. Die Energie wird vom 3 Erwärmer produziert und über den Yuán-Punkt (Yuán Xué  原穴) gesteuert. Der Bedarf der Meridiane an Energie wird so vom Yuán-Punkt angepasst. (Abb.4)


Abb.4
Der Yuán-Punkt steuert die Einströmung der Energie, die im 3 Erwärmer vorhanden ist. Der Shū-Punkt steuert die Einströmung der Energie, die in den Geweben vorhanden ist, die den Funktionszustand der Gewebe ausdrückt und mehr oder weniger zu Verfügung stehen kann. (Abb. 5)


Abb.5

Die Steuerungstätigkeit der Yang-Meridiane wird so zusätzlich von der Funktion des Yuán-Punktes beeinflusst (Abb.4).
Bei den Yin-Meridianen wird die Steuerungsfunktion nur vom Funktionszustand des Shū-Punktes (Shū Xué 輸穴) beeinflusst (Abb. 6).


Abb. 6

Die Einstufung der Yuan- und Shū-Punkte in die gleiche Kategorie ist in Anbetracht der Einströmung richtig aber nicht in Anbetracht der Funktion. Die Shū-Punkte, die man sowohl in den Yin- als auch in den Yang-Meridianen findet, steuern die Einströmung der Information/Energie, die der Meridian steuert und die Yuán-Punkte, die sich nur in den Yang-Meridianen befinden, steuern die Einströmung der Energie, mit die der Meridian die Information/Energie bearbeitet/steuert. Deswegen zeigt die Tonisierung des Yuán-Punktes eine stärkere Wirkung als die Tonisierung des Shū-Punktes.

* Nan Jing, Übersetzung von Schmidt W. G. A.

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